In dieser Episode erfahren Sie in Form eines Interviews mit Lothar Seiwert interessante Tipps zum Thema Zeitmanagement. Viel Spaß beim Zuhören.


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Schön, dass Sie wieder mit dabei sind bei einer weiteren Episode von iPad4Productivity und wenn Sie ein regelmäßiger Leser/Hörer dieses Podcasts sind, wissen Sie ja, ich habe ab und zu mal einen Gast.

Und den Gast, den ich heute habe, brauche ich eigentlich überhaupt nicht per vorstellen, weil der ist natürlich viel viel bekannter als ich das bin, und deswegen macht der am besten das mal selbst.

Lothar Seiwert: Jaaa, schönen guten Tag, hier ist Lothar Seiwert, und wenn Sie im engeren oder weiteren Sinne sich jeweils mit Zeitmanagement beschäftigt haben, sind Sie hoffentlich auf meine Bücher und mich gestoßen, und haben Sie im Schrank stehen.

Thorsten Jekel: Und ich kann mich noch gut daran erinnern, vielleicht erinnerst du dich dran, ich habe mich bei einer Veranstaltung vor ein paar Jahren, habe ich mir mal das erste Buch, was ich mir von dir geholt habe, überhaupt sich signieren lassen, und da hatte ich mehr Zeit für das Wesentliche. Wann ist das ursprünglich mal rausgekommen, die allererste Ausgabe?

Lothar Seiwert: Ja, da warst du eigentlich noch gar nicht geboren. Das ist 1984 erschienen.

Thorsten Jekel: 84, ich weiß noch, ich habe mir das geholt, ich habe nämlich 1988 bei Nixdorf angefangen zu arbeiten, und das war eines der ersten Bücher, die ich mir im Rahmen meines ersten Berufsjobs geholt habe. Da habe ich noch (…) und Time-System mir geholt, und so im Papier damals und das war ein Buch, wo man so reinmalen konnte, also wo man so Dinge machen kann, und das habe ich immer noch dieses Buch. Ich finde das ist ein absoluter Klassiker und ich bin so stolz und so froh darauf, dass wir ja nicht nur mittlerweile ein Buch gemeinsam geschrieben haben, sondern dass wir mittlerweile ja, und wir machen das jetzt im Podcast, uns hier auch duzen und auch befreundet sind, also sehr sehr schön und ich bin sehr glücklich und dankbar, dass du heute in Berlin bist.

Lothar Seiwert: Ja, gerne, immer eine Freude Thorsten und für die jüngeren hier im Podcast, ein Time-System war wie ein iPad damals, aber ohne Stromverbrauch, ohne Bluetooth-Schnittstelle, und das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Ich habe meinem Sohn kürzlich einen iPad geschenkt und der sagte, Mensch, Papa, das ist eine klasse, aber wie seid ihr denn früher bloß ins Internet gekommen, da gab’s noch gar kein Internet.

Thorsten Jekel: Wobei das spannende finde ich auch, ich beobachte es, es gibt eine Retrobewegung auch wieder zum Thema Journaling. Also wenn ich gucke, eines deiner letzten Buchprojekte war ja beispielsweise auch, Mensch, wie kann man denn mit dem Thema Journaling auch durchaus per Hand machen. Wie siehst du diese Retrobewegung?

Lothar Seiwert: Ja, die gibt es wirklich. Es gab mal vor ein paar Jahren eine sehr schöne Kampagne von Faber-Castell, die Firma mit dem edlen Bleistift und da haben die Managermagazine ganzseitige Anzeige gehabt und da sah man einen Manager und einen edlen Schreibtisch, kein Computer, nur ein Blatt Papier und eine Edelholzbox von Faber-Castell mit ein paar Bleistiften drin, einem silbernen Bleistiftspitze und einem silbernen Halter, wenn der Schreibtisch kürzer wurde und das Ganze zum Preis von knapp 500 Euro. Da kann man fast schon zwei iPads verkaufen, zumindest von der billigen Version.

Thorsten Jekel: Ja, also mich hat das damals angesprochen. Ich habe so einen Bleistift von Faber-Castell, also bin ja sonst jemand der auch gerne die „Mont Blanc“-Bleistifte mag. Das ist das Einzige, was ich immer schade finde, dieser Apple Pencil, der ist sau praktisch, aber ich würde viel lieber das mit Mont Blanc machen. Also ich bin da immer noch jemand der sagt so, aah, haptisches schönes Schreibgerät, und ich habe letzte Woche erst eine gemeinsame Bekannte, die wir kennen, mit dem Time-System auch wieder erlebt im Gespräch, als wir uns über ein neues Buch-Projekt unterhalten haben, du weißt vielleicht von wem ich rede. Und die Verlagsgeschäftsführerin hat dort ein Time-System dabei gehabt, und wo ich wieder sagte, Mensch, und wenn ich mir angeguckt habe, wie gut diese Dame organisiert ist, dann ist für mich immer so die Frage, sind wir denn unbedingt mit diesen digitalen Tools eben besser organisiert, oder sind wir vielleicht sogar ein bisschen schlechter organisiert. Wie ist da deine Einschätzung?

Lothar Seiwert: Ich denke beides ist wichtig, wobei ich auch einen gewissen Trend erlebe, natürlich kommen wir an der Digitalisierung nicht vorbei, aber eben auch zu handwerklichen Tools, und dieses Bullet-Journal hat mittlerweile hier einen Boom ausgelöst, hat ein New Yorker Journalist erfunden, Bullet von Bullet Point, diesen dicken schwarzen runden, ja, Kügelchen, auf Powerpoint-Slides oder auch so beim persönlichen Aufschreiben, und das hat also einen Siegeszug um die ganze Welt angetreten vor ein paar Monaten, 200 Millionen Fundstellen bei Google, inzwischen werden es sicherlich sehr viel mehr sein, und da hat mich im Herbst letzten Jahres der Verlag Droemer Knaur angesprochen, gemeinsam ein solches zu machen und ich hatte (…) Bedenken gesagt, wen interessiert das denn und in Deutschland sind wir doch ganz anders aufgestellt, aber nein, ich konnte es nicht mehr verhindern, weil die auch mit Honorar gedroht haben, und irgendwo lässt man sich davon dann auch weich klopfen und dieses Bullet-Journal ist bereits im Februar erschienen und jetzt schon in der dritten Auflage. Am 02. November kommt praktisch unser Bullet-Journal 2 raus, also ein Folgeband, der das Thema Aufräumen hat, und im Januar machen wir schon das dritte Bullet-Journal, und vielleicht gibt es sogar ein viertes oder fünftes, und wir waren zufällig natürlich die ersten, die in Deutschland dazu hoch kamen und vor ein paar Tagen erst wurde mir über einen Business Angel ein Projekt angeboten, wo ein Existenzgründer auch ein solches Produkt machen wollte und wollte das auf einem ganz edlen Papier machen, was in China hergestellt wurde aber ich habe gesagt, da gibt es mittlerweile so viel Konkurrenz und da waren schon Fertigungsprobleme ersichtlich, und ich habe gesagt, außer Liebhabern ist das relativ egal, ob das jetzt auf Bambuspapier geschrieben ist oder auf Marmorpapier, und der Nutzen steht im Vordergrund.

Thorsten Jekel: Und ich finde die Idee einfach toll. Ich war einer von denjenigen, die auch dieses Buch mitgekauft haben…

Lothar Seiwert: … ach du warst das, ja J

Thorsten Jekel: … ich war das ja, also ich fand das richtig klasse, weil ich habe so erst mal, Hopsala, mal ganz anders, auch schön bunt, also gemalt, wo ich gesagt habe, ein ganz anderer Stil. Der Ansatz, den ich spannend finde und was ich oft wahrnehme ist, dass viele nur noch im Reaktionsmodus sind, dass sie sagen so, ich fange morgens erst mit E-Mails an, so, und arbeite die To-Do-Liste der anderen Menschen erst mal ab. Und was ich bei den Bullet-Journals so toll finde, ist, dass ich sage, ich setze mich morgens erst mal hin und überlege, was sind denn eigentlich meine Prioritäten, die für mich wichtig sind. Und ich habe das mal bei einem Seminar von Brian Tracy mal mitgenommen, den du ja auch kennst, und der sagte, Mensch, schreib dir morgens einfach mal die zehn Ziele auf, die du innerhalb der nächsten 12 Monate erreichen möchtest. Und dann machst du Folgendes. Wenn du finanzielle Ziele dran hast, schreib einfach eine Null dran, also mach das einfach mal 10. So, wenn du das jeden Morgen machst, und ich habe das dann sehr konsequent nach diesem Seminar gemacht, hat das einen Effekt, wo man sagt, Moment mal, unrealistische Ziele, was soll der Scheiß? Aber was hat das für mich einen Effekt gehabt, erstens, es gibt diesen Spruch, irgendwie Ziele auf die Sonne und du kommst zum Mond. Das zweite, was ich hoch interessant fand war zu sagen, ich habe …, also mal zehn habe ich es nicht geschafft, aber ich habe deutlich mehr geschafft als das ohne die Null hinten dran dabei, also das hat funktioniert. Zum zweiten habe ich relativ schnell gemerkt, nach dem 7-ten, 8-ten, 9-ten Tag ist es jetzt wirklich ein Ziel oder das ist eine andere Priorität. Das war so für mich dieser persönlicher Effekt. Also deswegen bin ich in einer etwas anderen Form dabei geblieben. Was sind so da deine Ideen zu diesem Thema.

Lothar Seiwert: Also Visualisierung ist unabdingbar, egal in welcher Form. Und das klassische Aufschreiben, weil es geht von der Hand direkt über die Nervenbahn ins Gehirn, das heiß nochmals was anderes als es nur irgendwo ein zu tippen, oder wie ich bei dir gerade gesehen habe, hast du auch so die Spielzeuge wie wir, eine Alexa, und wir haben sogar mehrere davon, es ist nur ein zu sprechen. Das macht schon einen Unterschied raus und mittlerweile, wenn man sich näher damit beschäftigt, sieht man auch hier in Deutschland einen regelrechten Boom an solchen Planern. Einer heißt zum Beispiel „Klarheit sehr wertig gemacht“ und mache fangen schon an mit Videotutorials als Unterstützung und in Amerika habe ich mir gerade einen bestellt. Gut gemacht, der nur drei Monate dir das ermöglicht und sagt, bestell doch gleich vier Stück.

Lothar Seiwert: … für das ganze Jahr, oder macht gleich einen Abo. Also offenbar scheint das ganz gut zu funktionieren. Nur grundsätzlich wichtig ist, es ist völlig egal, auf welcher Plattform du arbeitest. Ob du das mit einer der unendlich vielen To-Do-Apps machst oder auf Papier oder PostIt-Zettel, egal was wichtig ist, dass du in irgendeiner Weise deine Ziele, deine To-Does, deine Projekte, aufschreibst, dokumentierst, visualisierst, kontrollierst, und dich damit auch motivierst, und nicht nach dem Motto, ja, wenn ich mal Zeit habe, kommt mal dann.

Thorsten Jekel: Ja, also ich glaube, wir sind ja beide viel auch in Unternehmen, also meine Wahrnehmung ist das Management by E-mal, also morgens erst mal ins Büro, und erst mal E-Mail aufmachen. Ist das nur meine Wahrnehmung, denn nimmst du das auch so wahr.

Lothar Seiwert: Ich nehme das auch sogar immer ab. Ich frage bei meinen Vorträgen immer, Mal ganz ehrlich, wer von Ihnen fängt morgens als ersets, natürlich wenn er den Kaffeebecher gefüllt und den Rechner aufgeklappt hat, erstmals mit E-Mails an. Und die Quote liegt so bei 80-90 % und kürzlich durfte ich bei einem internationalen IT-Unternehmen in der Nähe von Heidelberg mit drei Buchstaben tätig sein bei einer internationalen Management-Konferrenz. Und da haben sich natürlich 100% gemeldet. Und dann habe ich sogar einen drauf gesetzt und gesagt, okay, jetzt mal ganz ehrlich, wer fängt bereits zu Hause auf dem Frühstückstisch an, während er sich den Kaffee reingiest und das Konsont reinschiebt, schon auf seinem Tablet, auf seinem Blackberry, auf seinem iPhone, schon die E-Mails die E-Mails anzusehen. Und viele haben sich da gemeldet, was denkst du?

Thorsten Jekel: 110% oder? Ganz genau, und selbst in der Kantine, ich habe es erlebt mit der einen Hand wir das Tablet zur kasse geschoben. Mit der anderen Hand wird schon geklickt, geguckt und weiter geleitet und bei einem, nicht näher genannten anderen IT-Unternehmen im Münchner Raum, dessen Betriebssystem, glaube ich, auf 85-90% aller Rechner läuft, habe ich die Leute sogar schon im Aufzug gesehen, wie Sie da schon geklickt und gemacht haben, und gar nicht mehr wahrgenommen haben, wer einsteigt oder aussteigt. Also diese E-Mail-Sucht, so will ich es mal nennen. Und wie du ja weißt, lieber Thorsten, gehe ich gerne auf Veranstaltungen, Conventions, wie es Neudeutsch heißt, insbesondere nach Amerika, denn in Deutschland kenne ich die ja eigentlich fast schon alle. Und da habe ich eine nette und hübsche Kollegin kennengelernt, Ihr könnt Sie auch googeln und das überprüfen und Ihr Name ist July Morgenstern. Scheint irgendwie deutschstämmig zu sein, und Sie hat ein Buch geschrieben über dieses Thema, ein richtig dickes, fettes Buch, ich glaube 300 Seiten dick, und war so nutzerfreundlich bereits die Zusammenfassung, die Message, in den Titel zu packen. Ist das geil? Man braucht fast gar nicht mehr das Buch zu kaufen und der Titel des Buches lautet „Never check E-Mail in the morning“. Damit ist alles schon gesagt. Das Buch gibt es nicht auf Deutsch, aber wer will kann natürlich bei seinem amerikanischen Versandbuchhändler seines Vertrauens in Englisch bestellen, aber steht auch nicht mehr drin, aber die Botschaft ist wichtig.

Thorsten Jekel: Und was sagst du, wenn es heißt, aber ich muss doch morgens die E-Mails checken, weil da könnte auch was wichtiges dabei sein?

Lothar Seiwert: Könnte, aber es ist selten der Fall und ich erlebe immer wieder im Kontakt mit anderen ganz originelle E-Mail Signaturen oder Autoresponders, gehört sich richtig, die von einem Online Marketing Consultant aus Belgien, der aber glaube ich Holländer ist, ich glaube, die dort machen einen Unterschied, oder da steht, dass er E-Mails grundsätzlich erst ab 17 Uhr beantwortet oder noch später, aber in dringenden Fällen könnte man ihn über sein Handy oder eine SMS erreichen. Weil, dass ist nämlich die größte Falle, die ich mehr den je erlebe, dass nämlich das Dringende selten wichtig ist, das Wichtige selten dringend ist, und wenn Sie nur einen einzigen Tipp aus diesem Podcast mitnehmen wollen, so lautet er, jetzt Neudeutsch formuliert, First Thing First, mach das Wichtige zuerst und nicht das Dringende. Damit werden Sie zwar nicht mehr Zeit gewinnen, aber Ihre Produktivität garantiert um 50 % steigern, weil das Meinste ist dringend aber unwichtig, weil jeder will sofort am liebsten schon vorgestern und wir neigen dazu uns auf die dringenden Dinge zu stürzen. Ein Kollege von mir, Albert Einstein, Kollege lassen wir lieber weg, hat mal gesagt, „Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil es so schnell Erfolgsergebnisse produziert“. Und ich meine, das moderne Holzhacken ist das E-Mail  bearbeiten, weil wenn du jetzt erst mal eine oder zwei Stunden lang 30-40 E-Mails weg gearbeitet hast, siehst du, was du beweg hast, weil dein Eingangskorb ist wieder weniger geworden. Aber hast du wirklich etwas bewegt? Bist du deinen Tages- oder Umsatzzielen ein Stück näher gekommen, hast du wichtige Projekte vorangebracht? Und das wird, glaube ich, jeder bestätigen können, wenn du es schaffst mal ein paar Stunden nicht in die E-Mails zu gucken. Was passiert nach 3-4 Stunden? Ein größerer Teil hat sich schon von selbst erledigt, ja, weil E-Mails sind immer interessant, dringend, aber nicht wichtig. Und das ist die größte Falle, die ich kenne, die die Amerikaner so treffend „Tyranny of the Urgent“ nennen. Weil das erleben wir auch täglich, jeder schreit, jeder will alles sofort am liebsten schon vorgestern haben und die falsche Prioritätenregel lautet, wer am lautesten schreit, wird zuerst bedient. Und da habe ich vor einiger Zeit hier in Berlin etwas dazu lernen dürfen. Da dürfte ich auf einem Kongress von Unfallchirurgen sprechen. Hier im Kongresszentrum es sah aus wie bei Doktor Frankenstein bis du dich erst mal zu dem Vortragssaal vorgearbeitet hattest, sahst du so die Ausstellung drum herum mit den ganzen Ersatzteilen, ja, und Hüftgelenken und Schultergelenken und was es da heute alles gibt aus Titan oder aus dem 3D-Drucker, wollen wir jetzt nicht vertiefen, mir wird da immer ganz anders, wenn ich sowas sehe, und da haben die mir das Anhand der Prioritätenregel der Rettungssanitär da bestätigt. Kennst du die Thorsten?

Thorsten Jekel: Ich habe, glaube ich, eine grobe Idee davon. Erzähl mal.

Lothar Seiwert: Also, wenn Sie sich gerade einmal das unschöne Szenario eines Unfalls vorstellen. Bitte nicht zu detailiiert, hatutata, Krankenwagen, Feuerwehr, Rettungshubschrauber, das ganze Programm, und dann schreit einer, weil ihm das Blut im Oberschenkel hinunterrennt, herunterrieselt, warum kommt denn keiner, ich bin noch privat versichert sagen die, der ist völlig unwichtig, sondern derjenige, der bewusstlos da im Straßengraben liegt, muss zuerst wiederbelebt werden, und die geniale Prioritätenregel der Rettungssanitär, ich lebe sie gerade zu, besteht nur aus drei Worten die da lauten, wer schreit, lebt. Und da ist wirklich was dran, weil der Hintergrund bedeutet, wenn derjenige noch schreien kann, dann sind alle wichtigen Überlebensfunktionen im Betrieb, dann versorgen wir ihn später, der blutet halt ein bisschen vor sich hin, aber er stirbt so schnell nicht, den verbinden wir noch in 20 Minuten. Aber derjenige, der bewusstlos liegt, da geht es um Leben und Tod und der wird zuerst bedient. Und was ich eben immer wieder erlebe, ist, dass eben der am lautesten Schreiende zuerst bedient wird, und wenn Sie nur diesen einen Gedanken mitnehmen und morgen oder heute Abend oder jetzt gleich Ihr Chef schreit, Ihr Kunde schreit, oder daheim Ihr Ehe- oder Lebenspartner schreit, dann ist das erstmal ein Überlebenssignal, aber Sie müssen sich die entscheidende Frage stellen, ist das auch wirklich wichtig? Wenn es wirklich wichtig ist, müssen Sie sofort alles stehen und liegen lassen, aber wenn es nur dringend ist, dann ist es interessant und ein Signal, dann lassen Sie es einfach mal liegen.

Thorsten Jekel: Und meine Erfahrung ist auch, dass man da durchaus selbst auch mit Chefs und mit Kunden darüber reden kann. Also ich mache das bei meinen Kunden auch, bin auch selbständig, zu sagen, auch in der E-Mail-Signatur da steht drin, ich lese meine E-Mails abends nach meinen Kundenterminen, und biete aber immer einen Notfallkanal an, dass ich sage, wenn es denn dann brennt, dann schicken Sie mir eine SMS. Und ich habe ja wie du so eine schicke AppleWatch, so das heißt, dann sehe ich das auf der AppleWatch, und was schätzt du wie viele SMS mit Notfällen ich kriege?

Lothar Seiwert: Eine in der Woche?

Thorsten Jekel: Eine bis zwei im Jahr.

Lothar Seiwert: Doch so oft? Ja J

Thorsten Jekel: Also das verdeutlich für mich wieder, wo man sagt, wie viel ist ja wirklich wo die Bude brennt. Und wenn ich sage, ich mache sowas wie Steuerberater, wenn ich sage, natürlich wenn die Steuerfahnder morgens vor der Tür stehen, dann ist das dringend und dann ist das auch wichtig sofort was tun, dann ist es nicht nur wichtig sondern dringend. Nur wie oft hat man das? Und dann gibt es auch zweilfelsweise nochmal ein Telefon, was man in die Hand nehmen kann oder eben per SMS.

Lothar Seiwert: Thorsten, genau dieses Beispiel hatte ich immer wieder als ich eine ganze Reihe von Jahrenseminare für die DATEV, also den, wenn man es so will, Berufsverband der Servicezentrale für Steuerberater gemacht habe und da hat mir dann eines Tages jemand ganz cool gesagt, wissen Sie was? Wenn die Steuerfahndung in der Tür steht ist es sowieso schon zu spät, ja, dann nutzt das auch nicht.

Thorsten Jekel: Genau, und das ist einfach so dieses Thema Notfallkanal. Ich finde das wichtig und da gibt es auch wieder, wenn ich gucke zu Zeiten von WhatsApp, schreibt ja keiner mehr SMS. Das heißt, es ist ein wunderbarer Notfallkanal, weil da ist, sagen wir mal, man kriegt keine SMS heute, also somit kann man solche Kanäle wieder wunderbar nutzen und es funktioniert.

Lothar Seiwert: Und im letzten Jahr habe ich noch 50%, ich sage Kapazität in Anspruch genommen, weil es war wirklich ein Notfall, ich sollte, durfte einen Vortrag halten, und habe meinen MacBook an den Beamer angestüpselt und auf meinem MacBook funktionierte alles, aber auf dem Beamer, an der Leinwand kamen nur Streifen. Und ich war total verzweifelt, weil der Vortrag fing in 10 Minuten an, und keiner der Techniker wusste die Lösung, aber Thorsten Jekel weiß immer eine Lösung und sagte dann, probiere doch mal die anderen Ports, das neuen MacBook hatte vier davon. Auf diese Idee war ich einfach nicht gekommen und dann habe ich eben ein, zwei andere ausprobiert und dann ging‘s schon.

Thorsten Jekel: Und das war eine der beiden SMS aus dem letzten Jahr, und dann ist es ja wirklich dringend, wenn man sagt, es gibt solche Fälle…

Lothar Seiwert: Und es hat mich dramatisch geholfen, weil das ist auf Deutsch ganz schön Scheiße, wenn du da stehst, und die Teilnehmer sehen nur Streifen auf der Leinwand und du kannst nicht präsentieren.

Thorsten Jekel: Ja, das ist eben, wo ich auch mal versuche den Teilnehmern zu sagen, es gibt etwas was natürlich manchmal dringend ist, aber ist die Ausnahme, und wenn man dann die ganze Zeit nur Newsletter liest und unwichtige Dinge, übersieht man auch die wichtigen Dinge wieder. Ein weiteres Thema was ich oft wahrnehme ist, dass so eine Tendenz ist zur Abschaffung von Sekretariat und Assistenzen, wo es immer heißt so, braucht man nicht mehr, machen die Chefs alle selbst. Wie siehst du das?

Lothar Seiwert: Aus Sicht der Chefs natürlich sehr sehr schade, weil eine gute Sekretärin oder Assistentin kann die Produktivität des Chefs, dessen Zeit der absolute Engpass ist, verdoppeln, eine schlechte kann sie halbieren. Auf der anderen Seite haben wir halt in allen großen Konzernen einen riesen Kostendruck und Ergebnisdruck und Shareholder Value, das Thema ist ja hinreichend bekannt, und die Personalkosten sind halt der größte Kostenblock in jedem Unternehmen und deshalb werden, so sehe ich auch in meinen vielen Betriebsbesuchen, die ich auch heute noch habe, dass das immer mehr abgeschafft wird, oder eben Unternehmensberater kommen und die Stelle, die Stelle streichen, und dann wird das halt gestrichen und dann muss der Chef selber seine Reisen buchen, seine Termine machen und sogar seine E-Mails selber schreiben, und das macht sich dann bemerkbar in einer zu geringen Produktivität, beziehungsweise, wo soll ich mehr Zeit hernehmen, indem ich sie hinten dran baue und Mehrarbeit oder Überstunden zählen nicht und wenn mir Abend nicht reicht, muss dann der Samstag dran glauben.

Thorsten Jekel: Ja, ich glaube, dass wir uns darin einigen, dass wir das nicht für eine ganz gesunde Entwicklung halten in dem Bereich, also wo ich auch immer sage, eine gut organisierte Assistenz kann extremer Produktivitätsvorteil sein. Wenn ich gucke, dass eben beispielsweise das ganze Thema E-Mail wäre früher jemand auf die Idee gekommen die Post selbst in der Poststelle abzuholen, auf zu reisen, sortieren und solche Dinge, hat immer ein Sekretariat gemacht. Und wenn ich dann wieder auch erlebe, dass es teilweise Vorgesetzten machen(?), die sogar ein Sekretariat haben, kommt einer auf die Idee, dass man die digitale Post genauso vorsortieren könnte? Genauso, also ich erlebe das viel zu wenig. Also ich erlebe, dass du Vorstände, Unternehmer oder Geschäftsführer hast, die haben teilweise mehrere Sekretariate und Assistenzen, also im Pool und was weiß ich, die die E-Mails machen die selbst. Habe ich da irgendwie eine (…) oder, …

Lothar Seiwert: Ja, die denken, das wäre was ganz besonderes, es dürfte sonst keiner wissen, ist aber quatsch. Das sollte man einfach abgeben, man nennt das auch delegieren, und dann sollen die Assistenten oder Sekretärinen, die in der Regel bessere, ja, Assistenten- oder Front-Office-Manager, wie es auf Neudeutsch heißt, sind, dann schon behaupte ich mal 80% können sie schon, wenn sie gut zusammenarbeiten selber beantworten und dem Chef oder der Cheffin nur noch die wirklich wichtigen Sachen vorlesen.

Thorsten Jekel: Also ich glaube da gerne, also mal der Impuls zu sagen, ich sage immer erst Hirn einschalten, dann Technik. Man muss nicht jeden Scheiß machen, obwohl das technisch geht, also nur weil es eine rote Lampe ist, die da immer sagt, da gibt es eine neue Post. Ich übersetze es immer gerne in die analoge Welt, das wäre als würden Ihnen jemand alle 15 Minuten eine Stapel Post auf den Schreibtisch knallen und sagen, jetzt hast du hier neue Post. Das würden Sie auch nicht zulassen. Also deswegen sage ich immer, vielleicht mal einen Gang zurückschalten und mal darüber nachdenken. Ist so mein Gedanke zu dir. Was ist so dein abschließender Gedanke dieses Podcasts, lieber Lothar.

Lothar Seiwert: Ich habe drei Gedanken, der erste mein Lieblingssatz, heute beginnt der erste Tag vom Rest deines Lebens, den du mit einem neuen Zeitbewusstsein beginnen kannst, das heißt konzentrieren Sie sich auf die wirklich wichtigen Dinge und nicht auf die dringenden, also wie im Straßenverkehr Wichtigkeit geht vor Dringlichkeit. Wenn Sie mehr dazu wissen wollen, zufällig erscheint in diesen Tagen die Neuausgabe meines Klassikers „Wenn du es eilig hast, gehe langsam“, völlig neu überarbeitet, umgeschrieben, aktualisiert, neu visualisiert, heißt, wenn du es eilig hast, gehe langsam, wenn du es noch eiliger hast mache einen Umweg. So der Untertitel. Ist auch schon heute ein Tipp um an Weihnachten zu denken, weil es kommt immer so überraschend, um es sich selber oder andere Menschen zu schenken, und wo wir gerade beim Schenken sind, wenn Sie wollen, schicke ich Ihnen drei Geschenke: ein großartiges iBook, 70 Seiten farbig, zwei Audiobücher dazu, zwei Videos, dann meinen Longseller „Life-Leadership“, „Wenn du es eilig hast, gehe langsam“ schicke ich Ihnen die komplette PDF und auch noch ein weiteres Hörbuch, einen sogenannten Sales Call Talk, dauert eine ganze Stunde, und wer keine Zeit hat das ganze Interview anzuhören, der kriegt sogar ein Transkript geschickt, und um es Ihnen einfacher zu machen, schicken Sie mir einfach eine E-Mail aus der sich Ihre Adresse an Info@Seiwert.de und unter Betreff schreiben Sie einfach nur Jekel, wie man das schreibt, denke ich, wissen Sie als sein Fan, also einfach Jekel, Sie brauchen nichts schreiben, die E-Mail Adresse sehe ich ja, und schreiben Sie nur Jekel ins Betreff, dann weiß ich Bescheid und dann kriegen Sie einen Link, wo Sie sich die drei Geschenke downloaden können.

Thorsten Jekel: Und ich kann versprechen, es lohnt sich, weil ich bin wirklich jemand der… ich bin derjenige der immer kauft, also wir müssen aber darüber reden, dass ich, nein, ich bin wie gesagt schon bevor wir uns intensiv gekannt haben, schon immer ein absoluter Fan von Lothar gewesen.

Lothar Seiwert: Du hast einfach einen guten Geschmack.

Thorsten Jekel: … und bin sehr sehr dankbar, dass wir miteinander befreundet sind, und ich freue mich, dass du heute hier mit dabei warst. Ich sage nochmal vielen lieben Dank, selbstverständlich wie immer auch das Transkript zur Episode kriegen Sie auch wieder und eben daran denken, Mail an den lieber Lothar Seiwert schreiben, dann kriegen Sie auch hier die Infos. Wie heißt die E-Mail nochmal zum Schluss.

Lothar Seiwert: Info@Seiwert.de und unter Betreff einfach nur Jekel schreiben.

Thorsten Jekel: Wunderbar. Bis zum nächsten Mal. Tschüss, Ihr…

Lothar Seiwert: Lothar Seiwert und…

Thorsten Jekel: Thorsten Jekel. Tschüss.

Lothar Seiwert: Tschüss.